Gin-Destillierkurs in Kiel

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Vor kurzem waren wir zwei Ginnerds und Frau Küchenlatein gemeinsam bei einem Gin-Seminar in Kiel. In der eher winzigen Kochschule und Eventlocation Küche Ahoi fand die Veranstaltung statt, deren Beschreibung sich so las:

Destiliere Deinen eigenen Gin mit 40 Botanicals! Jeder Teilnehmer nimmt seine „eigene“ Flasche mit, inkl. Snacks mit Destillateurmeister Stefan.

Destillateurmeister Stefan Bierbaum, der früher für einen großen Kieler Lebensmittelhandel im Einsatz war, ist heute selbständiger Destillateur und Spirituosenentwickler, und veranstaltet solche Gin-Seminare auf Nachfrage durchaus auch an anderen Orten. Wir waren selbstredend neugierig und wollten uns das mal anschauen.

Die im Preis inbegriffenen „Snacks“ erwiesen sich als Brot, Käsewürfel, etwas Gemüse, ein inhaltlich recht fragwürdiges grünes Kräuterirgendwaspesto und ein als „vegetarisch“ gepriesenes rotes Pesto mit Parmesan (sic), was bei Frau Küchenlatein und mir für hochgezogene Augenbrauen sorgte. Ausserdem gab es (zu teure) Softdrinks mit einem als eher exotisch zu bezeichnenden Abrechnungsverfahren. Ich hätte ja eher statt Snacks etwas Mineralwasser zum Trinken sinnvoll gefunden, aber das ist eine andere Geschichte…

Zur Veranstaltung mitgebracht hatte Destillateur Stefan eine ganze Menge Botanicals, also Kräuter und Gewürze.

Nach etwas Werbung zu seiner Person und etwas allgemeiner Info zu Gin sowie ein paar Angaben zu natürlichen und naturidentischen Aromen, die zum Bedauern der anwesenden Foodies doch leichte Wissens- und Erkenntnislücken aufwiesen, ging es dann auch an den ersten Schritt, den wir hands-on erledigen sollten.

An insgesamt 5 einfachen Glasdestillen konnten die Teams aus ausgewählten Botanicals ihre eigene Grundmischung destillieren, unter Zuhilfenahme eines Basisalkohols, in dem die ausgewählten Gewürze angesetzt wurden, und dann destilliert.


Dieser Vorgang des Destillierens war ebenso spannend wie aufschlussreich, und machte Lust, das auch zu Hause einmal zu probieren.

Womit automatisch die Frage aufkam: darf ich das denn überhaupt?

Die Antwort lautet: im Prinzip Jein. Jeder darf eine Destille mit maximal 0,5 Litern Fassungsvermögen betreiben. Stellt man allerdings selbst Alkohol her, muss dieser versteuert werden. Da kommen dann die netten Herren vom Zoll mal vorbei… Beim Destillieren von gekauftem und damit bereits versteuertem Alkohol tritt das Problem jedoch nicht auf.

In unserer Gruppe hatten wir einen Blend aus Lemongrass und Piment ausgewählt, der von Frau Küchenlatein professionell aufgemörsert wurde, auch wenn das Werkzeug eher ungeeignet war. Gegenüber köchelte weißer Kurkuma mit Salbei, ebenfalls sehr spannend. Interessant war auch zu sehen, wie sich der Geschmack des Destillats während des Destillierens nach und nach veränderte.

Im nächsten Schritt galt es nun, den „eigenen“ Gin zu kreieren – gar nicht so einfach. Neben dem eigenen Destillat konnten die Teilnehmer aus einer großen Auswahl an bereits vordestillierten „Aromen“ wählen.

Der Kursleiter gab Tipps, wie man das am besten angeht, und dann saßen wir mit Pipetten, Destillaten und unserer eigenen Flasche Schnaps, die es zu aromatisieren galt, schnuppernd und verkostend am Tisch und versuchten, etwas eigenes herzustellen,

Die Hinweise, die der Kursleiter dazu gab, konnten aber maximal zur Orientierung dienen. Hier hätte ich mir etwas mehr Info gewünscht. Man merkte aber auch: die Geschmäcker sind sehr verschieden. Im Rückblick hätten wir Ginnerds wohl eher sehr viel mehr Wacholder-Grunddestillat eingesetzt, als uns der Dozent geraten hatte. Das sind halt auch Erfahrungswerte.

Es war beim Mischen deutlich feststellbar, wie unterschiedlich Basisdestillate ausfallen können – das Korianderdestillat etwa, das Stefan mitgebracht hatte, schmeckte für mich bitter und nicht so zitronig-ätherisch wie ich das von gutem Koriander kenne (und wie es zum Beispiel der Ego Gin ganz prägnant aufweist). Und auch der Mittelteil unseres eignen Piment-Lemongrass-Destillats zeigte ein ganz anderes Aromenprofil als der gesondert aufbewahrte Nachlauf, der deutlich weniger Piment und viel mehr Lemongrasstöne aufwies.

Der fertige Gin steht nun in unserem Regal und wird sicher demnächst – wenn er etwas Ruhezeit hinter sich hat – nochmal verkostet.

Unser Fazit:

Um sich den Vorgang des Destillierens und Mischens einmal anzuschauen, ist so ein Kurs ganz nett, vor allem, weil es deutlich mehr Praxis als Theorie ist.

Zumindest ich hätte mir aber eine etwas strukturiertere und informativere inhaltliche Begleitung der Praxisarbeit durch den Dozenten gewünscht, und für mich wurde hier eben kein Gin destilliert, sondern eine Basisspirituose mit Aromen destilliert. Das ist für den Profi vielleicht das gleiche, für mich als Gin-Nerd aber eben nicht.

Als expliziten „Gin“-Kurs würde ich die Veranstaltung nicht bezeichnen. Der Kurs machte aber auf jeden Fall Laune, sich selbst an das Destillieren zu wagen.

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